Tradition bewahren – Zukunft gestalten
Kulturelles Erbe der ehemaligen Kölner Jesuiten
Im Zuge der napoleonischen Kriege und der französischen Herrschaft im Rheinland waren die alte Kölner Universität und traditionsreiche Gymnasien aufgelöst worden waren. Folglich waren auch die Studienstiftungen und der Besitz der alten Studienhäuser herrenlos. Im Jahr 1800 wurde unter der Regierung des späteren Kaisers Napoleon als zentrale Stiftungsverwaltung, Förderwerk und als Ort für weitere Stiftungen der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds gegründet. Neben dem Vermögen traditionsreicher Bildungseinrichtungen in Köln, wie dem historischen Schulvermögen der alten Kölner Universität (1388–1798) und der dazugehörigen Gymnasien, erbte der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds Anfang des 19. Jahrhunderts auch über 165 Bildungsstiftungen und folgende bedeutende Kunst- und Kulturgütersammlungen:
- das Physikalische Kabinett der ehemaligen Jesuiten in Köln, Dauerleihgabe an das Kölnische Stadtmuseum
- die Graphische Sammlung der ehemaligen Jesuiten in Köln mit 6.000 Druckgraphiken und 500 Handzeichnungen, Dauerleihgabe an das WRM
- die alte Gymnasialbibliothek mit 40.0000 Büchern und Handschriften, Dauerleihgabe an die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- Stifter- und Rektorengemälde, 60 Ölgemälde auf Holztafeln und Leinwand, eigener Bestand
Während der französischen Herrschaft haben die jesuitischen Sammlungen, deren Umfang um ein Vielfaches größer war, erhebliche Verluste erleiden müssen. Große Teile des Bestands wurden aus Köln nach Paris geschafft, wo sie bis heute im Louvre und in der Bibliothèque Nationale verwahrt werden. Wieder zurück nach Köln kam nur ein kleiner Teil der Objekte.
Seit 2018 wird das kulturelle Erbe der ehemaligen Kölner Jesuiten in mehreren unabhängigen Teilprojekten erforscht und virtuell wieder zusammengeführt.
Portal
Jesuitensammlung
Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Jesuitenportal Köln
Die Rekonstruktion der jesuitischen Sammlungen ist das Pilotprojekt für den Aufbau des Kulturportals „Jesuitensammlung Köln“, das die USB im Rahmen ihres LAM-Projekts gemeinsam mit dem Wallraf-Richartz-Museum durchführt. Hier wird in den kommenden Jahren sukzessive das verstreute Kulturelle Erbe der ehemaligen Kölner Jesuiten digital wieder zusammengeführt werden zu einer Sammlung.
Gymnasialbibliothek - Bücherschätze aus verschollenen Klosterbibliotheken
Die heutige Gymnasialbibliothek ist in der Zeit der französischen Besatzung Kölns (1794-1814) entstanden. Ihre Bestände stammen aus verschiedenen säkularisierten Klöstern und aus den drei alten Kölner Gymnasien Tricoronatum, Laurentinum und Montanum. Die sogenannte Gymnasialbibliothek ist als Dauerdepositum in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (USB). Sie ist die größte und bedeutendste historische Büchersammlung Kölns.
Library Archive Museum
In Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern erforschen und erfassen wir digital das umfangreiche kulturelle Erbe der ehemaligen Kölner Jesuiten und gehen der Frage nach, wie die sogenannte Gymnasialbibliothek entstanden ist.
Forschungsprojekt
Universität zu Köln, Historisches Institut,
Lehrstuhl Prof. Dr. Gudrun Gersmann
Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes "um 1800" erschließen, erforschen und dokumentieren die Wissenschaftlerinnen unter der Leitung von Prof. Dr. Gudrun Gersmann am Historischen Institut der Universität zu Köln auf MAP-Lab die wechselvolle Geschichte der Kölner Jesuitensammlungen in der Zeit der "französischen Herrschaft".
MAP-Lab
Physikalisches Kabinett
Die im Herbst 2019 veröffentlichte Online-Publikation aus dem Forschungsteam um Prof. Dr. Gudrun Gersmann präsentiert erste Ergebnisse aus 15 Monaten intensiver Forschung und Aufarbeitung der Geschichte, Aufbau und Entwicklung der jesuitischen Kulturgütersammlung. Gegenstand sind die Lehrmittelobjekte aus dem Physikalischen Kabinett und deren Kontext zum gesamten Sammlungsgefüge.
Blog
Zeitenblicke – Frühe Neuzeit Uni Köln
Während der gesamten Laufzeit berichten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professorin Gudrun Gersmann in Blogbeiträgen aus den Forschungsprojekten.
MAP-Lab
Umbrüche im Kölner Bildungswesen: Quellen zur napoleonischen und preußischen Zeit (1801–1825)
Die zweite Publikation ist der Untersuchung der Transformationsprozesse gewidmet, die das Kölner Schul- und Bildungswesen in der Zeit der französischen Herrschaft erlebte. Die Autorin Elisabeth Schläwe, Historikerin und ausgebildete Archivarin, konnte bisher unbekannte Quellen im Historischen Archiv der Stadt Köln und im Landesarchiv Koblenz für ihre Untersuchungen heranziehen.
MAP-Lab
Bücher, Bilder, Lehrobjekte: Die Sammlungen der ehemaligen Kölner Jesuiten
Kurz und informativ durch die Sammlungsgeschichte vom 16. Jahrhundert bis heute. Hier finden Sie einen Überblick der Bücher, Lehrobjekte, Zeichnungen und Graphiken genauso wie eine Zeitleiste. Ein Video lässt Sie in drei Minuten durch vier Jahrhunderte Sammlungsgeschichte der ehemaligen Kölner Jesuiten reisen.
Videos, Animationen und Rätsel in der Spieleapp
Im Rahmen einer Kooperation mit dem mit dem Museumsdienst und dem Rheinischen Bildarchiv der Stadt Köln wurde ein spielerisches Vermittlungsformat entwickelt, welches sich insbesondere an Schulkinder und Familien richtet.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Zum Kulturbesitz der ehemaligen Kölner Jesuiten gehörte auch eine graphische Sammlung, bestehend aus 500 Zeichnungen und über 6000 Druckgraphiken, die in den 1880er Jahren als Dauerleihgabe in die Obhut des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud gegeben wurde. Das Ergebnis der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Teils des Jesuiten-Bestands wurde im Mai 2019 in der Ausstellung WIR GLAUBEN KUNST – Meisterzeichnungen aus der Kölner Jesuiten-Sammlung mit 90 besonders eindrucksvollen Exponaten präsentiert. Zur Geschichte der Graphischen Sammlung der ehemaligen Kölner Jesuiten ist ein umfassender Katalog mit Beiträgen von ausgewiesenen Expertinnen und Experten der Zeichenkunst erschienen.
Ausstellungskatalog: ISBN 978-3-9819709-2-0
Kooperationsprojekt mit dem Rheinischen Bildarchiv
Ein von 2020 bis 2021 vom Landschaftsverband Rheinland gefördertes und vom Kölner Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit initiiertes Kooperationsprojekt mit dem Rheinischen Bildarchiv und dem Museumsdienst der Stadt Köln verfolgte das Ziel, die in verschiedenen Kölner Gedächtnisinstitutionen bewahrten, erforschten und ausgestellten Objekte über das digitale Medium in ihrem ehemaligen historischen Sammlungszusammenhang erkennbar und als Teil unseres kulturellen Erbes verständlich zu machen.